pool position #04.

Christiane Rekade. «Ausstellungen machen ist ein Teil meiner k�nstlerischen T�tigkeit»
Gespr�ch mit Peter Stoffel �ber K�nstlerr�ume, �bers Ausstellen und Kuratieren

Unter dem Titel «R�ume mit Aussicht» hat der Projektraum exex im September verschiedene von K�nstlerInnen betriebene Ausstellungsr�ume eingeladen, sich in St. Gallen zu pr�sentieren und sich auszutauschen. Einer dieser «artist run spaces» ist planet22 in Genf. K�nstler wie Gerwald Rockenschaub, Ingrid Wildi oder Jens Haaning realisierten ihre Projekte in diesem Raum. Ein Gespr�ch mit Peter Stoffel, der seit drei Jahren zusammen mit Solvej Dufour Andersen planet22 betreibt.

 

Peter, beschreibe das Viertel, in dem sich planet22 befindet!

Die Rue de Berne ist eine der belebtesten Strassen in Genf. Sie liegt zwischen Bahnhof und See, im Rotlichtbezirk. Da gibt es Kebab-St�nde, Asia-Imbisse, Peep-Shows, Prostituierte, Freier. In der Strasse ist rund um die Uhr Betrieb. Die Leute kommen dahin, um zu konsumieren, um zu schauen. Wir wollen von dieser voyeuristischen Energie profitieren. Zwischen dem Imbiss «Al-Amir» und der Bar «Chez Tschang» liegt planet22.

 

planet22 ist eine Glasbox �ber einem Hauseingang, ein Schaufenster. Eigentlich die minimalste Form eines Ausstellungsraumes.

Wir haben lange nach einem Ort gesucht, der bestimmte Kriterien erf�llt. Als wir ihn gefunden hatten, haben wir noch kleine Ver�nderungen vorgenommen, wir haben die Innenseite aufgemacht und Scheiben installiert.
Als erste Arbeit zeigte im M�rz 2000 der �sterreichische K�nstler Gerwald Rockenschaub einen Leuchtkasten mit der Aufschrift: «Après-demain». Seitdem organisieren wir gut acht Ausstellungen im Jahr.

 

Die Arbeiten k�nnen nur von der Strasse aus gesehen werden. Dadurch steht planet22 immer im Spannungsfeld von �ffentlich und privat, von aussen und innen.

Nein, geht man durch den Eingang ins Haus � �brigens auch ein ehemaliges Bordell � sieht man den Raum von der anderen Seite. Viele K�nstlerInnen sind darauf eingegangen und haben zweiseitige Arbeiten eingerichtet. Öffentlich und Privat, Innen und Aussen sind Begriffe, die uns interessieren. planet22 liegt auf dieser Grenze, die es so klar gar nicht gibt, die selber wieder Raum ist. Dieser Raum ist unsere Arbeit.

 

Solvej und Du, ihr seid beide K�nstler. Warum habt Ihr Euch entschlossen, einen Ausstellungsraum zu betreiben?

F�r mich ist das Teil meines k�nstlerischen Konzeptes.

 

Du verstehst Dich also gleichzeitig als K�nstler und als Kurator?

Nein, nicht als Kurator. F�r mich ist das Schaffen einer Ausstellungsplattform eine k�nstlerische T�tigkeit wie Malen oder Skulpturen bauen.

 

Mit dieser Position stehst du ja nicht alleine. Viele zeitgen�ssische K�nstlerInnen agieren heute sowohl als K�nstlerInnen wie als KuratorInnen. Auch die «artist run spaces» werden von den K�nstlerInnen nicht nur als Selbsthilfe betrieben, um sich selber einen Ausstellungsort zu schaffen, sondern als Teil der k�nstlerischen Strategie verstanden.

Seit es m�glich ist, fast �berall Ausstellungen zu machen, ist es um so wichtiger geworden, Orte zu finden, die die K�nstlerInnen wirklich interessieren und herausfordern. Mehr denn je wird heute ortsspezifisch gearbeitet. Da sind die Fragen nach dem Ort und den Ausstellungsbedingungen unerl�sslich. Und da stelle ich als K�nstler wahrscheinlich andere Fragen als ein Kurator oder eine Kuratorin.

 

Nicht zu vergessen ist dabei der soziale Aspekt der Sache.

Darum ging es uns auch. Der soziale Austausch geschieht einerseits mit den Leuten im Quartier, die unser Arbeiten seit drei Jahren mehr oder weniger interessiert mitverfolgen und wahrnehmen, und andererseits mit den eingeladenen K�nstlerInnen, die jeweils eine Woche bei uns wohnen. Darauf bestehen wir: Der K�nstler muss nach Genf kommen und die Arbeit installieren. Dabei helfen wir ihm.

 

Ihr vergr�ssert so auch euer eigenes Netzwerk. Das ist auch die Idee der Ausstellung im exex: Die Fortf�hrung oder das Weiterkn�pfen eines Netzwerkes der von K�nstlerInnen gef�hrten R�ume.

Ich finde es immer interessant und anregend, sich mit anderen Leuten auszutauschen, die etwas �hnliches machen. Aus pers�nlichen Kontakten k�nnen sich auch wieder Zusammenarbeiten ergeben. So konnten wir beispielsweise letztes Jahr im Rahmen der «Artgenda» in Hamburg ein Projekt realisieren. Im November sind wir nach Helsingborg eingeladen und im Winter machen wir etwas in Berlin. Am wichtigsten ist es aber f�r uns, planet22 weiterhin auf Reisen im eigenen Orbit zu schicken!

 

Du bist in der Ostschweiz aufgewachsen. Hattet Ihr vor dieser Einladung Kontakt zu der Kunstszene in der Ostschweiz?

Ich kenne nur noch wenige Leute in St.Gallen. Im exex war ich aber k�rzlich zur Er�ffnung der Ausstellung eines Freundes. Es gab eine tolle Ausstellung, ein Videoprogramm und eine nette Bar mit Bier. Ich habe gestaunt, wie wenige Leute da waren.

 

Wie ist das denn bei Eueren Ausstellungen? Was habt ihr f�r ein Publikum?

An die Vernissagen kommen immer noch haupts�chlich K�nstlerInnen und FreundInnen. Ansonsten trifft man die Leute aus dem Quartier beim Auf �und Abr�umen � und sowieso den ganzen Tag. Gesehen werden die Ausstellungen von vielen. Das ist unser Standortvorteil. Wenn wir f�r Projekte Geld beantragen, k�nnen wir unter die Rubrik «Anzahl Zuschauer» locker eine vierstellige Zahl hinschreiben �

 

Kulturmagazin Saiten, September 2003.

 

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Weiter Informationen zum Projekt «planet22» unter www.planet22.net.