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exex_2005/exex.change nr. 4

karin bühler. im grünen, 2005

die in st. gallen lebende künstlerin und szenografin arbeitet im bereich installations- und objektkunst. in ihren arbeiten untersucht die künstlerin übergangssituationen, banale alltagsszenerien und momente von physischen und emotionalen wahrnehmungen, die sie in poetische bilder übersetzt.

im projektraum exex ist die arbeit im grünen entstanden. die raumgreifende installation passt sich dem vorgefundenen raum an und geht auf die gegebenheiten des ausstellungsortes ein. durch subtile architektonische eingriffe ruft die künstlerin beim betrachtenden irritationen hervor: pilaster aus mdf-platten konstruiert und ohne reale stützfunktion ergänzen die echten betonpilaster. illusion und wirklichkeit vereinen sich.

eingetaucht in grünes neonlicht hängt an dicken metallketten eine überdimensionierte schaukel von der decke herab und wird ein zentrales element einer künstlich inszenierten parklandschaft. bodenlos unter bäumen sich wähnend, nach hinten schwingen, sich leicht nach vorne beugen, den moment der schwerelosigkeit geniessen, wenn die schaukel kurz verharrt, hinunterstürzen, dem nullpunkt entgegen, das haar wild flatternd im flugwind, nach vorne schwingen, sich leicht nach hinten beugen, mit den fussspitzen den himmel berühren - die schaukel vereinigt momente der kindlichkeit, der lebensfreude und unbeschwertheit aber auch momente der gefahr, des leichtsinns und abenteuers. die schaukel als metapher für lebensphasen, als symbol von vergänglichkeit und flüchtigkeit - die sorglose kindheit weicht dem besonnen lebensalter. die geräuschkulisse aus den lautsprechern simuliert die urbane idylle: vogelgezwitscher im rauschen der blätter, das knirschen von steinen unter dem velorad, das klappern von stöckelschuhen auf dem asphalt, kindergeschrei im wilden spiel, das dröhnen eines flugzeuges über den köpfen. fragmente von geschichten dringen an unser ohr, kindliche und erwachsene stimmen, die antwort geben auf fragen nach dem glück, nach zukünftigem oder vergangenem, zukunftsvisionen von kindern, die das leben noch vor sich haben, vergangenheitserinnerungen von erwachsenen, die auf ein reiches leben zurück blicken können. gebannt lauschen wir den aussagen und erkennen vielleicht unsere eigenen gedanken wieder.

die künstlerin versteht es eine perspektive von welt in die nüchtern artifizielle idylle zu setzen. die schaukel des lebens schwingt weiter.

sommerlied
wir sind die menschen auf den wiesen
bald sind wir menschen unter den wiesen
und werden wiesen, und werden wald
das wird ein heiterer landaufenthalt
ernst jandl (1925-2000)

nadia veronese

 

weitere informationen
> christina weder. schaukeln und lauschen

 

 

 

karin bühler. im grünen, 2005
verschiedene material, installationsansicht von der strasse und raumansicht