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exex_2005/exex.change nr. 4/presse

Mit dem eigenen Haus auf Reisen
Zeljka Marusic und Andreas Helbling eröffnen heute die Ausstellung
«Ich weiss wo dein Haus wohnt» im Projektraum exex

«Ich weiss wo Dein Haus wohnt» zeigt in drei Etappen Installationskunst. Zeljka Marusic und Andreas Helbling haben ihr eigenes Haus ins «exex» mitgebracht. Es beherbergt ihre mobile Fernsehstation «Balkan TV».

 

Christina Weder

 

Installationskunst ist in Ausstellungshäusern allgegenwärtig. Nadia Veronese und Karin Bühler reflektieren diese raumbezogene Kunstform in der Ausstellung «Ich weiss wo Dein Haus wohnt». Sie stellen dreimal Installationskunst vor und überlassen den Projektraum in nacheinander geschalteten Ausstellungsblöcken dem Duo Andreas Helbling und Zeljka Marusic, Karin Bühler selbst und Aleksandra Signer.

 

Mit dem Haus auf dem Rücken

Helbling und Marusic' Haus «wohnt» im Moment im «exex». Mit dem kleinen schlichten Giebelhaus ist das Künstlerduo seit vier Jahren immer wieder unterwegs - es ist ein Haus zum Mitnehmen: Am Anfang stand das Bedürfnis der beiden Weltenbummler, in der Ferne einen eigenen Ort zu haben, an den man Leute einladen kann. Dem entsprang die Idee des mobilen Studios namens «Balkan TV». Dieses ist zugleich ein Ort der Begegnung, eine fiktive Fernsehstation und ein mobiler Ausstellungsraum. Auf Reisen in die Region des ehemaligen Jugoslawiens, der Schweiz und der restlichen Welt sammeln und zeigen Helbling und Marusic hier ihre Videobilder, hier wird aber auch gegessen, getrunken und diskutiert.

 

«Balkan TV» berichtet

Seit 2001 bauen die beiden Künstler ihr Häuschen aus Plastikfolien und Holzlatten auf, zerlegen es wieder, nehmen es mit, um es andernorts wieder aufzustellen. Die Adressen lesen sich international: «Balkan TV» stand vor dem Tito Museum in Belgrad, in Schaffhausen, im Migrosmuseum in Zürich, unter freiem Himmel in Paris, in Berlin, auf einer Insel in Kroatien, in Kairo und nun in St. Gallen - ein Reiseprojekt in ständigem Wandel. Aufs Satteldach projizieren Helbling und Marusic Bilder, die Idylle versprechen. Sie schicken uns auf eine Kamerafahrt durchs Emmental und durchs Velebit-Gebirge, in dem die Winnetou-Filme der Sechzigerjahre gedreht wurden. An der Dachkante berühren sich die Himmel der Klischeelandschaften, über die zwei Knethunde spazieren und miteinander flirten. Unter dem «Kinodach» ist im Innern des Häuschens eine Videothek mit Reiseberichten eingerichtet, die sie von ihren Reisen mit nach Hause gebracht haben. «Balkan TV» versteht sich als Plattform für andere Berichte aus dem Balkan und der restlichen Welt. Den Medienbildern, die tagtäglich über den Bildschirm flimmern und unsere Sichtweise prägen, setzen die beiden ihre eigenen Bilder, ihre subjektive Perspektive entgegen. An der Vernissage und in der Museumsnacht, die im «exex» ganz im Zeichen des Balkans stehen wird, öffnet «Balkan TV» sein «open studio». Das Künstlerduo lädt ein, vor laufender Kamera balkanische Geschichten zu erzählen und von Erlebnissen und Begegnungen aus dem Osten zu berichten. Wieder richtet sich der Fokus auf den ganz persönlichen  Blickwinkel. Das Künstlerduo wird die besten drei Geschichten küren und mit Schauspielern verfilmen. Die Filme werden später im «Les Complices» in Zürich öffentlich ausgestrahlt.

 

Aus dem ST.GALLER TAGBLATT vom Donnerstag, 1. September 2005