«… ich möchte gerne leute auszeichnen, die es nicht verdient haben. zum beispiel den postboten, der diese woche nicht ein einziges mal klingelt. kindisch, ungerecht, übergriffig? und ob! alles leben ist leisten, alles leben ist lüge, stöhnen ist die halbe leistung, ohne faulenzen läuft gar nichts.»
«ich muss mich unendlich winden, damit ich dies unangenehme wort umschiffen kann: leistung. ein weiteres unangenehmes wort: konzept! zig schönere gibt es, zum beispiel anarchie oder gleichmut. meinst du, der weihnachtsmann kommt, wenn wir ihn einladen? werden wir über dinge reden, die wir sonst mit keiner menschenseele besprechen würden? und petra? was wird meine mutter denken? fragen über fragen …»
«als pierre brice in winterthur weilte, wo war ich da? im schulhaus bild beim üben der schnürlischrift!» ein titel zu einer ausstellung, nun denn! wir sind parat zur freisetzung sämtlicher aufmerksamkeit gegenüber jetzigen und früheren empfindungen, gegenüber erlebnissen im zusammenhang mit leistung oder nichtleistung. munteres verknüpfen von vorstellungen und konzepten ist angesagt. «… früheres versagen und frühere erfolge beliefern uns mit ständigen schlüssen über die natur von leistung …», «… maximale rendite wird ausgezeichnet …», «o je, ich bin so gerne faul!» die künstlerinnen entfernen sich von den vielfältigen assoziationen und vertiefen sich in ihre arbeiten.
in ihren videoarbeiten formuliert judith albert ihr bestreben, stimmungsgehalte genau wiederzugeben. die handlungen der protagonisten sind unauffällig. offensichtliches ist verborgen unter der decke des alltäglichen. in anlehnung an eine szenerie jan vermeers wird in der videoarbeit «zwischen der zeit» vergangenheit präsent und lädt ein zu einem ausflug ins eigene gegenwärtige erleben.
> weitere informationen zu «zwischen der zeit»
susanne hofer machte für ihr projekt «die stellvertreterin» willisauer frauen das angebot, für einen tag deren tägliche arbeit zu übernehmen. von dieser erfahrung berichtete sie im willisauer rathaus in einem «stadtmodell», das mit klebeband auf den boden skizziert wurde. monitore ersetzten hort, bioladen, schule und einfamilienhaus und erzählten von jenen tagen, an denen die künstlerin die willisauerinnen maria, theres, monika, verena, iris, marietta und ruth zu ersetzen versuchte.
> weitere informationen zu «die stellvertreterin»
eva kindlimann schenkt ihre ganze aufmerksamkeit gefundenen bildern und lässt sich von ihnen berühren. die art und weise ihrer bearbeitungen mit verschiedenen techniken zeitigt überraschendes, neues. die erfundene ästhetik und den neugewonnenen wert von ideellem quittiert sie mit freundlichem liebäugeln. im projektraum exex zeigt sie erstmals eine grössere gruppe ihrer aneignungen.
> weitere informationen zur arbeit von eva kindlimann
elisabeth nembrinis arbeit «östlich von winnetou» befasst sich mit den bildern eines kindheitsidols. das bewusstsein, mit diesen sammelbänden über einen schatz zu verfügen ist gepaart mit dem prickeln, durch den besitz dieser bilder in einer magischen welt zu sein. das ergebnis der beschäftigung entpuppt sich als traumkonzentrat. mit einem behutsam belustigten blick auf diese neuen bilder nembrinis findet die unvoreingenommenheit der betrachtenden zurück zu ihren anfängen.
> weitere informationen zu «östlich von winnetou»
materialien zum projekt
> bernhard stadelmann. miss lebensleistung
> ursula badrutt schoch. milchmädchen, squaw, stopferin
> johanna encrantz. elisabeth nembrini im projektraum exex
miss lebensleistung
judith albert, susanne hofer, eva kindlimann, elisabeth nembrini
8. september bis 22. oktober 2006
projektleitung eva kindlimann und elisabeth nembrini
mit grosszügiger unterstützung durch ubs
miss lebensleistung
eröffnung mit einer einführung von bernhard stadelmann
donnerstag, 7. september 2006, ab 19 uhr
museumsnacht st.gallen: tv-lounge und lobith trio
samstag, 9. september 2006, ab 19 uhr
das häkelobjekt. ein projekt von regula michell und meret wandeler
donnerstag, 5. oktober 2006, ab 19 uhr
miss lebensleistung: schlussfest
samstag, 21. oktober 2006, ab 20 uhr