home | zurück

exex_2008

andrea vogel: neue arbeiten
SHOW DOWN #6, 24. april 2008

in der einen ecke der wand hängt eine pendule, marke zenith. es ist die fotografie einer dieser schwarzen wanduhren mit goldverzierungen, dieser wertvollen erbstücke, welche auf einem an der wand befestigtem sockel stehen. erst bei zweitem hinschauen bemerkt man das fehlen der zeiger, das fehlen der zeit. das pendel allerdings, das schwingt. es geht weiter. «keine zeit haben» heisst diese fotoarbeit und pendelt zwischen zeitlosigkeit und dem verstreichen der zeit.

ein weiterer inkjetprint auf dickem karton ist «zenit» – ein triptichon. die zwei bildflügel können geöffnet und geschlossen werden. das sendepause-zeichen vom fernsehen erscheint, wenn die seitenteile zusammen geklappt sind. das ist die eine seite von «zenit». die andere, innere, seite zeigt ein beiges abgesessenes ledersofa flankiert von zwei nackten rücken. hautfalten hier und dort. an der oberfläche ist vergehen und alterung am besten sichtbar. sofa und rücken haben ihre blühenden zeiten hinter sich.

andrea vogels eltern sind seit anfang dieses jahres pensioniert. ihr ganzes leben verbrachten sie in der eigenen bäckerei-konditorei. nun wurde das geschäft aufgelöst und es beginnt ein neues, ein anderes, ein leben danach. die künstlerin ist interessiert an diesem lebensumbruch, an der vergänglichkeit, an der veränderung. sie hat ihre eltern besucht und intime momente der alterung festgehalten. mit ihren zwei arbeiten kreist vogel um das stete fortschreiten der zeit und deren wundersamen offenbarungen. andrea vogel, 1974 geboren, lebt und arbeitet in st. gallen.

karin bühler