pool position #03.

Bettina Wollinski. Wenn eins zum andern kommt – oder von der Staffelei zur Staffel.
Finissage vom 26. Juni: «Come Back»: Zusammenfassung der Schnittstellen.

«come back» heisst die 3. Ausstellungsreihe im exex, die sich in den Monaten Mai und Juni präsentierte. «Komm zurück» ist Wunsch und Aufforderung in einem. Wunsch der Kuratorinnen Anita Zimmermann und Marianne Rinderknecht auch, vier Künstler/Künstlerinnen, aus den vier visarte.ost Kantonen (St.Gallen, Appenzell Inner- und Ausserrhoden, Thurgau) stammend und einst in die Grossstädte abgewandert, zurückzuholen und ihre Positionen zusammen zu bringen, sich berühren zu lassen, Wunsch, die verschiedenen Künstler und Künstlerinnen sich kennen lernen zu lassen, Wunsch, dass eben eins zum andern kommt ...
pool position #03 wurde also nicht als Gruppenausstellung konzipiert, sondern als eine Aneinanderreihung der verschiedenen Positionen mit Überschneidungen, also den Schnittstellen., die jeweils gleichzeitig Auftakt für die nächste Ausstellung waren.
pool position #03 ist eine Art Stafettenlauf. Jeweils nach zwei Wochen fand die Ablösung statt, war die Übergabe des Staffelstabes. Wie komme ich zu diesem Bild?

 

Ich mag den Leichtathletiksport sehr und dort im Speziellen das Laufen, habe früher den Hürdenlauf geliebt, die Mischung aus Schritt und Sprungtechnik in Kombination mit dem Laufen: eine elegante Art, Beschwerliches, nämlich Hürden zu nehmen, zu überwinden. Heute schaue ich mir verschiedene Laufdisziplinen am TV an und kann mich ob der durchtrainierten Körper, die voll Anspannung und Konzentration in den Startblöcken harren, erfreuen. Jede Faser ist gespannt und der erwartete Startschuss lässt die Körper nach vorne schnellen. Konzentration, Spannung, Perfektion, Obsession: zur richtigen Zeit mit der richtigen Handlung am richtigen Ort wird da auf den Punkt gebracht: Fortbewegungen und Haltungen, die auch in der Kunst wichtig sind.

Etymologisch kommt Staffel von Stapfel, Stufe, Grad, Schritt ... die Ableitung davon ist interessant: Staffelei, (17. Jh.) Arbeitsgerät des Malers mit verstellbarem Stufenbrett. In der Sportsprache trat Staffel seit den 20 er Jahren unseres, also letzten Jh. für älteres Stafette, Stafettenlauf ein und bezeichnet sowohl die Wettkampfart, wie die beteiligte Mannschaft.

Die Übergaben in «Come Back» verliefen aber nicht schnell und kommentarlos wie im Sport, sondern an dieser Stelle fand etwas statt: Mit dem Staffelstab wurde vom Vorläufer dem Nachgänger etwas mitgegeben, oder von diesem etwas mitgenommen, übernommen, eingefügt in die eigene Ausstellung. Die Reihenfolge der Mitspielerinnen erfolgte jedoch zufällig, bzw., spielt auch immer die Agenda eine Rolle, wer kann wann come back ... Im Sport funktioniert's nicht zufällig, (in der Kunst auch nicht unbedingt), kennen sich die Staffelläuferinnen ihrer Gruppe gut untereinander, sie wissen wer, wann, an welcher Position sein muss ... das ist hier anders: die Künstlerinnen und Künstler haben sich nur teilweise kennengelernt, nur die, die direkt miteinander zutun hatten, kamen auch während der Ausstellungsreihe in Kontakt ... Das ist der Mangel in diesem doch sehr aufwendigen Konzept.

 

Die Staffel begann mit MichaTreuthardt und Cornelia Gann, einem Künstler- und Lebensduo, das mit seiner Arbeit die eigenen Werte überprüfen will. «Sich selber nicht in Ruhe lassen», nennt Cornelia Gann eine Motivation, Kunst zu machen. Beide verdienen ihr Geld in mit anderen Arbeiten: Sie als Illustratorin für Zeitschriften, als Ausstatterin beim Film, als Entwerferin, er als Grafiker. Kunst als Hobby, das klingt negativ, Hobby das Wort für Steckenpferd, Liebhaberei, hat einen negativen Beigeschmack. Hobby klingt veraltet unmodisch, ein Wort, das ich in den 70 er Jahren ansiedeln möchte und die 70er Jahre, der Charme, die Ästhetik der 70 er gefällt auch Treuthardt/Gann wiederum. Kunst aus einer Lust heraus zu machen, als Liebhaberei? ... oder aus einer Notwendigkeit heraus? Es ist, so Cornelia Gann, beides möglich.

Bei ihnen fand keine Schnittstelle statt, keine Übergabe. Sie starteten, sie machten sozusagen den Anfang dieser Reihe mit «Come Back home» einem Gemälde, das eine künstliche Landschaft zeigt, an kitschige «Röhrende Hirsch» Bilder erinnernd. Der röhrende Hirsch ist die Kitschikone, der Inbegriff von Übereinstimmung und Harmonisierung mit der Natur, die Verlängerung der häuslichen Behaglichkeit. Das Landschaftsbild oder der «Röhrende Hirsch» bieten Ersatz für die verloren gegangen geglaubte Natur ... Einen Ersatz mag die Modeleisenbahn für Ganns Vater vielleicht auch gewesen sein, Die Umgebung, die Landschaft dieser Eisenbahn ist Modell für die Gemälde. Die Vergrösserung der Verkleinerung, die Aneignung von Vaters Modelleisenbahnanlage, der sich mit damit auch eine Welt verkleinert und angeeignete hatte. Die Tochter übt Rache und holt sich die damals ungefragt von ihrem Vater in ihr Schlafzimmer gestellte Anlage auf ihre Art zu ihrer Zeit in ihre Welt zurück. Für Micha Treuthardt und Cornelia Gann bedeutet Zurückkommen, come back: Zurückdenken in die Kindheit, an die Herkunft.
Anschauen konnte man sich diese Welt, sitzend auf einer Gartenbank umgeben von Vogelgezwitscher.. Eine heile Welt? Die doch ganz so heil nicht ist, denn die Farben der künstlichen Tunnel- und Hügellandschaft sind verblasst, wie eine Fotografie, die zulange an der Sonne lag.. auch Bilder in der Erinnerung setzen Patina an, verblassen allmählich ...

Warum macht ihr Kunst? Das habe ich alle beteiligten Künstlerinnen gefragt ... «Die eigenen Werte überprüfen, was gefällt uns, was stört uns» so Cornelia Gann, meine Ansprechpartnerin des Duos.. An ihrer Eröffnungsaktion im Mai forderten sie das Publikum auf, dem gleich zutun und druckten die gewünschten Formulierungen auf einen weissen Plastiksack. «Reizende Augen sind längst gereizte Augen, überreizte Augen sogar, und oft genug überforderte Empfangs- und Sendestationen. Viel ist ihnen zugemutet worden im Laufe der Zeit ... » schreibt Peter Stobbe in: «Dunkle Manöver im Hellen» zu Treuthardt/Gann. Mit Empfangs- und Sendestationen werden wir auch in den Arbeiten von Luzia Broger und von Emanuel Geisser konfrontiert.

 

Treuthardt /Gann gaben also ihren Staffelstab Luzia Broger in die Hand ... «Etwas wichtiges in «Come back» sind die Schnittstellen, der Moment, wo eine Ausstellung die andere ablöst, wo Werk und Künstler und Publikum und Räume zusammentreffen», schrieb Ursula Badrutt Schoch.
Das Modelleisenbahngemälde von Treuthardt/Gann war umgehängt worden, war näher zum Eingang gewandert, hing quasi als Empfangsbild, die Gartenbank verschwunden. Anstelle des Gemäldes, erstrahlte Luzia Brogers Säntis, appenzellische Heimatkulisse, ein Teil der dreiteiligen Installation: «Hitz ond Brand», die sie für come back geschaffen hat. Dem Säntis zu Füssen lagen Kuhfladen mit ausgefahrenen Antennen herum und Allal, ein schwammiges Gebilde, das unterirdischen Schwefelquellen gleich, Dampf ausstiess. Geheimnisvolles ging von allen drei Teilen der Installation aus, geheimnisvoll ist auch der Titel: «Hitz ond Brand», der nicht mit entzündeten Häusern sondern mit entzündeten Gedärmen zutun hat. Geheimnisvolles bedeutet er auch im Innerrhodischen, wo die Künstlerin und gelernte Fotografin herkommt. Denn auch diese Arbeit, wie die vorhergehende, hat mit Herkunft zutun, hier mit der heimatlichen Auseinandersetzung oder Erforschung der dritten Art ...

Ein alter Geissenbauer von Unterseen, der sich als Naturforscher von Gottesgnaden bezeichnete las seltsame Bücher und versicherte: «Warum viele Menschen in den Bergen sichtig werden und auch in deren weitem Umkreis sichtig sind» ... « sie nannten als Ursache ihrer Fähigkeiten, die reine Luft der Höhen, die besonderen Wirkungen gewisser Quellen, den starken Duft der Alpenkräuter und die Einflüsse der Gebirgsgewitter»
(Hanspeter Niederberger, Christof Winkler: Geister, Bann und Herrgottswinkel)

Der kühle Neonlichtsäntis und die kuhwarmen Fladen im heissen Allal-Dampf: heiss und kalt zugleich, wie bei einer schweren Grippe, die zu heilen in Appenzell nicht nur mit Aspirin oder Infludo möglich ist:

Hier ein Gedicht:
Für «Hitz und Brand»
«Weich aus Brand und ja nicht ein, du sejest kalt oder warm, lass das Brennen sejn;
Gott behüte dir N. N. dein Fleisch, dein Blut, dein Mark, dein Bein und alle Äderlein, die sollen vor dem kalten und warmen Brand bewart und unverletzt sejn +++ Dreimal gesprochen»

«För Hitz ond Brand tue» heisst, wenn Gebetsheilerinnen am Werk sind, eine «medizinische Subkultur», wie Roland Inauen, Volkskundler und Konservator am Museum von Appenzell schreibt ... eine Geheimkunst, die sehr schwer nur erforschbar ist, da sich gebetsheilende Gewährsleute nur sehr schwer für Gespräche zur Verfügung stellten.
Eine einzigartige Spezialität der Innerrhoder Gebetsheilung ist der Umgang mit Heimweh. «In diesem Zusammenhang stellt sich deshalb die Frage», so Roland Innauen, «ob die Innerrhoderinnen und Innerrhoder für dieses Leiden besonders anfällig sind.» (Kräuter und Kräfte,. «Heilen im Appenzellerland», im Artikel «För Hitz ond Brand»)
Ob es Luzia Broger ist, wissen wir nicht, stärker scheint an diesem Abend zumindest ihr Fernweh zu sein, dem sie an der Eröffnung mit Borschtsch und Wodka und Polka Ausdruck verlieh ...

Gegen das Heimweh
Tu essen und vergessen
Nirgends hin denken,
also wohin Jesus Christus befahren ist
Im Namen des Vater und des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen.
Drei Vater unser und ein Glaubensbekenntnis dazu beten.
(von einer Informantin aus Appenzell Innerrhoden, 1994)

An der zweiten Schnittstelle, bzw. dritten Ausstellungseröffnung verschwindet die Malerei von Treuthardt /Gann, der Strahlen-Säntis auch und Allal muss ebenfalls weichen ... . einzig ein paar halbkreisförmig angeordnete Kuhfladen, (Flade) liegen gleich einem magischen Pilzkreis, vor der Videoinstallation «Ins Gras beissen» von Pascale Grau und ermahnen humorvoll, was passiert, wenn eine Kuh zuviel Klee frisst ...
Eine witzige Überschneidung die mit Ausscheiden und Dahinscheiden zutun hat.

 

Einnehmen oder Fressen oder Beissen gibt auch den beiden Künstlerinnen Pascale Grau und Luzia Broger und ihren Gästen Agathe Nisple und Dorothea Strauss den Rahmen : wieder eine Suppe, nicht mehr russische, sondern, diesmal thailändische, essend, unterhalten sie sich anfänglich etwas angestrengt, erzwungen, über die möglichen Berührungspunkte in den Arbeiten der beiden Künstlerinnen. « Beide schaffen atmosphärische Räume, so Agathe Nippel, beide Werke haben mit Heimkommen zutun ... »Es war das einzig offiziell stattfindende Künstlerinnen/Kunstvermittlerinnengespräch, das als Schnittstelle geplant worden war. Dorothea Strauss, die jetzige Kuratorin der Freiburger Kunsthalle und einstige Leiterin der Kunsthalle St. Gallen bringt am Schluss einen wichtigen Einwurf: «Ihr müsst böser werden in eurer künstlerischen Arbeitsweise ... » Da möchte ich nachdoppeln und verlängern: wir, nicht nur ihr müssen böser werden, vor allem nach dem 18. Mai, da gibtÕs kein Schonen mehr, oder wollen wir unverrichteter Dinge ins Gras beissen? Immer und immer wieder beisst die Frau, in der Videoprojektion ins Gras, dem genüsslichen Kauen zuhörend, wenden wir uns nach links und wandern von der Kuhweide ans Meer, nach «Palermo», so hiess die 2.Installation der Performance- und Videokünstlerin Pascal Grau. «Künstler sind Reiseleiter in andere Welten.» meint sie, die uns anlässlich ihrer Ausstellungseröffnung und als Schnittstellenbeitrag die Multimediaperformance «voyage 4-6») zeigt. Die Multimediadjeuse gibt den Part des Soundtracks an Luzia Broger ab, die zur Livepräsentation alte Singles abspielt:

Kindheit, Jugend und Erwachsenwerden sind die Themen. Gegenstände aus dem Alltag, Kinderspielsachen, Tierfigürchen, wie kleine Plastikrobben, Plastiktaucher, Cornflakes und Blütenblätter, Knisterfolien und Flamencofächer erzählen uns Geschichten, dienen zur Ausstaffierung einer traumhaften Welt. Es sind Sehnsuchtsbilder, es sind lustvolle Bilder, tranceartig scheinen die Dinge darin zu schweben, stehen auch mal still. Bewegt werden sie durch die Djeuse Pascale Grau, sie lässt unter einer Kamera Welten entstehen, die, obwohl wir der Mechanik, Methodik folgen können, obwohl wir der ihr beim Machen dieser Welten zuschauen, zusammen mit der Musik, unter die Haut gehen können. Auch hier wird eine Welt verkleinert und vergrössert sich wieder in unserem Kopf, lässt eigene Bilder frei ... Die Märchenwelten haben auch etwas Melancholisches etwas Vergangenes, etwas nie Wiederkehrendes. Eine Sehnsucht nach dieser uneingeschränkten Geborgenheit, die man natürlich im besten Falle, nur als Kind erleben kann, drückt sich in ihnen aus ...
Pascale Grau ist in St. Gallen geboren, hat hier ihre Kindheit verbracht und ein sehr warmes Verhältnis zu diesem Ort, der, so die Künstlerin, stark aufgeladen ist von Erinnerungen und dadurch auch Kraft gibt, wie sie sagt. Heimat als Ort der Kraftschöpfung, wie ein grosser See aus dem man immer schöpfen kann.. Heimat ist, so Pascale Grau, der direkte Zugang zum See ...

Ein menschenleerer Strand in der Nachsaison dient in der Installation «Palermo», als Kulisse für das Fotoshooting eines süditalienischen Hochzeitspaares. Die Szenerie des Fotografierens hielt die Künstlerin aus dem Hintergund fest. Der schönste Tag könnte auch zum schlimmsten werden, wir wissen nicht, ob der breitbeinige Macho im Vordergrund der grossen Projektion stehend, im nächsten Moment die Knarre zieht ... schliesslich befinden wir uns hier in der Hochburg der Cosa Nostra ... «Wichtig sind mir die Bilder, die bei meinen Performances entstehen», sagt die Künstlerin, mein Anliegen ist es, Wahrnehmungsgeschichten am eigenen Leib zu erfahren, dann die Wahrnehmungserweiterungen dem Publikum mitzuteilen, andere Welten mitzuteilen. Deren Bilder können dabei kippen, verunsichern, wie hier in «Palermo» auch. Pascales Erwartungen an ihre Arbeit und an uns Betrachterinnen sind hoch : Die Betrachterinnen sollen bei ihren Performances so berührt sein, dass sie selbst etwas leisten, sich dazu äussern, sich stellen und mit ihren Erlebnisbericht die Performancearbeit vervollkommnen.

Vier weitere Arbeiten, auch von ihren Studentinnen, zeigt Pascale Grau anlässlich der letzten Schnittstelle, die zugleich den Auftakt zur Ausstellung von Emanuel Geisser bildet.

 

Emanuel Geisser, kommt von Hamburg zurück nach St. Gallen und installiert sich mit einem Raum und einer Videoprojektion ... Es ist ein bestimmt über 30 Grad heisser Junitag, an dem der Künstler seinen aus, in weiss belassenen Styroporplatten, bestehenden Raum schafft, weiss die Farbe des Schnees, wie wohl er jetzt täte ! Dieser künstliche Raum, dem Appenzellerkäserunde Durchbrüche eigen sind, sind regelmässig angeordnete Löcher im Boden und in den Wänden.
Warum erinnert mich diese Installation an einen Jacques Tati Film? «Mon Oncle» 1958 gedreht: Dort ein verschachtelter Betonkasten mit kreisrunden Durchbrüchen, ist das Haus der Arpels, Hulots (Monsieur Hulot, gespielt von Jacques Tati) Schwester. Die Handlung der Geschichte ist simpel: Hulot kommt, verwirrt und geht wieder ... Die kleinen Geschichten und Gags um die Handlung herum sind ein Affront gegen moderne Technik und zeigen die Isolation durch die Form des Wohnens ...

Styropor ist ein Isolationsmaterial, ein Verpackungsmaterial, es dämpft, schluckt den Schall, isoliert ... ummantelt Kaltes und Warmes ... Dafür friert's einen beim Geräusch, diesem Quietschen, dass sich durch die Zerschneidung dieses Materials ergibt. Man kann auch mit Hitze die Bearbeitung durch Schmelzen des Materials vornehmen: auch hier, wie bei Luzia Brogers Installation, treffen sich Klimazustände: kalt und warm ... Es ist warm in dieser künstlichen Eislandschaft. Die Fragilität von Eisflächen, und die sich daraus ergebende Einbruchgefahr, eine mögliche Assoziation, wurde, wenn auch unfreiwillig, umgesetzt, als ein Ausstellungsbesucher an diesem Abend einbrach und einen Teil der aufwendigen Raumkonstruktion zerstörte ...
Ausfahrbare Antennen, auch hier in dieser Installation, wie kommen die jetzt von den Kuhfladen hierher, treiben drei Scheiben, wie kleine «Gulideckel» aus dem Boden und bringen sie der Decke näher, sie schrauben sich lautlos empor. (Zu «Hubraum» (2003), einer ähnlichen Arbeit, meinte der Künstler: «Decke und Boden bewegen sich in regelmässigen Zeitabständen aufeinander zu und weg.») Das Geheimnisvolle in diesem künstlichen Raum wird durch eine projizierte Gletscherlandschaft, die uns als Videoarbeit entgegenflimmert, erst dahingehend aufgeladen. Dort drehen sich endlos, zukünftig designte Bergbahnkabinen über der Schneelandschaft. Squadra volante, führt uns wieder zum Sport, ist der Titel dieser computeranimierten Videoarbeit, Squadra, die Sportmannschaft, Squadra volante: das Überfallkommando.

Zurück in den Raum: Eine erste Assoziation führte mich zu den weissen Zellen von Absalon, einem Künstler aus Israel stammend, leider zu früh verstorben, der sich sogenannte weisse Zellen baute, (weiss steht bei Absalon für alles oder nichts) zuerst im Modell, dann 1:1, gedacht zum Leben, zum Nachdenken, gedacht als ultimativer Raum der Ruhe, Stille und Konzentration, Absalon ist der Nomade in der Monade, der letzten, in sich geschlossenen, nicht mehr auflösbaren Einheit. Etwas von solch einer Konzentration ist auch in Emanuel Geissers Arbeiten spürbar. Nachdenken spielt denn auch bei Emanuel Geisser eine wichtige Rolle, so wie er mir sagte, Nachdenken über den Lebensraum, über innen und aussen.
Als Rest vom heissen Süden, hängt noch ein Stück Stoff aus der Installation «Palermo», als schlaffe Fahne an der Wand.

Emanuel Geissers Schnittstellenbeitrag hat dann auch mit Sport und mit dem Winter und dem Schnee zutun: Er zeigt in dieser von Sommerhitze berstenden Luft, die sich zum Glück in einem heftigen Gewitter abkühlte, seinen Lieblingsfilm: Der Kurzfilm: «the great ecstasy of woodcarver Steiner», über den berühmten Toggenburger Skiflieger Walter Steiner, ... Mit dem heutigen Abend geht dieser Staffellauf oder pool position #03 zu Ende.

 

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